Hallo

Hallo
Radelnd die Welt erkunden

30. Dezember 2010

Fotos der letzten 2 Monate

Hello everybody


Hier eine Auswahl von Bildern, die in den letzten 2 Monaten auf unserem Weg von Perth nach Adelaide aufgenommen wurden und euch einen kleinen Einblick in unseren Reisealltag erlauben soll.






Im Outback


von einem französischen Pärchen aufgenommen, das uns
auf dem Weg nach Kalgoorlie ueberholt hat und das wir
dann ein paar Wochen spaeter in Burra wieder getroffen
haben.


aus dem Zug 


Indian Pacific - Zug durch die Nullarbor


erster und einziger Plattfuss (bis jetzt)


Durststrecke


wunderschöner Camping in Peterborough


what a smile!


in der Nullarbor


viele Campings bieten wunderbare Küchen an


typisch australisch: Der Mann am "Barbie" (BBQ)


Heuschrecken-Marmelade


Barossa Valley


wer rastet, der rostet


wunderschöner Radweg im Barossa Valley


Adelaide erreicht


Brighton Beach in Adelaide


Familienausflug in den Adelaide-Hills


im Botanic Garden, Adelaide


Jetty von Brighton


Wir wünschen euch allen, dass das kommende Jahr all eure Träume und Wünsche erfüllen lässt.


Kitty & Mich

22. Dezember 2010

Esperance - Kalgoorlie - Port Augusta (per Zug) - Adelaide


Hello everybody


Am 19. Dezember, gerade richtig, um mit meinem Bruder seinen 44. Geburtstag zu feiern, sind wir in Adelaide eingetroffen. Steve und seine Partnerin Rachael haben uns herzlich empfangen und dafür gesorgt, daß wir uns in ihrem Haus sofort wohl fühlen. Und damit hat sich auf einen Schlag unser Reisealltag verändert, als hätte jemand den Sender umgestellt oder als wären wir plötzlich auf eine andere Bühne gestellt worden. Vom einfachen Campingleben wurden wir per Knopfdruck in ein Luxusdasein mit Bett und Bad katapultiert. Wir genießen es grad sehr, daß wir nun einige Tage nicht unser Hab und Gut ein- oder auspacken müssen und daß wir die Annehmlichkeiten einer Großstadt vor der Haustüre haben. Zudem sind die wundervollen Strände dieser Region nur eine Handvoll Kilometer entfernt und sehr gut über Radwege zu erreichen. 






Im Stadtzentrum angekommen
Sunset in Brighton Beach, Adelaide



Mit dem Wetter hatten wir es in den letzten drei Wochen gut. Esperance verließen wir zwar bei kalten, regnerischen Verhältnissen, doch nach zwei Tagen verschwanden dann die dicken Wolken, als wären sie mit blauer Farbe übermalt worden. Es wurde richtig gemütlich warm und unsere Sonnencrème schwand in der Flasche dahin, als hätten wir sie zum Trinken benutzt.

Nach 4 Etappen fuhren wir in Kalgoorlie ein. Diese Stadt befindet sich eigentlich im Nichts, doch seit über hundert Jahren fördert man hier riesige Mengen von Gold zu Tage, so daß der Ort großen Wohlstand erlangte und Menschen angezogen hat wie verschwitzte Radler australische Buschfliegen. Am Stadtrand klafft ein über 400 Meter tiefes Loch, wo Lastwagen und Bagger, gross wie Einfamilienhäuser, darin herumwühlen, als wären sie Termiten beim Bau einer neuen Behausung.

Für uns war diese Stadt aus zwei Gründen ein Segen: erstens konnte Kitty hier endlich einen Zahnarzt aufsuchen, nachdem sie seit ein paar Tagen von Schmerzen geplagt wurde. Ihr ist unterwegs eine Füllung gebrochen und dadurch wurde ein Loch frei, so als hätte einer dieser Minenbagger in ihrem Mund nach Gold gegraben. Und zweitens befindet sich Kalgoorlie an der Linie des „Indian Pacific“, der legendären Zugstrecke von Perth im Westen des Landes nach Sydney an der Ostküste. Von hier aus konnten wir die 1‘700 Kilometer durch die Nullarbor-Wüste ganz bequem auf Liegesitzen zurücklegen. Wir fühlten uns im Orient Express und warteten nur darauf, daß jeden Augenblick ein Säbel rasselnder Ottomane durchs Abteil stapfen könnte. Nach 24 Stunden Zugfahrt durch die unbeschreiblich schöne Weite des Landes sind wir in Port Augusta wieder auf unsere Räder gestiegen, um von dort aus Adelaide anzusteuern, das ein paar hundert Kilometer weiter südlich an der Küste hängt. 

Zwischenstopp in der Nullarbor

Unsere Route führte uns vorwiegend auf wenig befahrenen Strassen durch das Hinterland von South Australia. Wir erlebten ein paar ganz tolle Radlertage, erfreuten uns an der wunderschönen, abwechslungsreichen Landschaft, in der viele Weizenfelder wie Teppiche über die sanften Hügel ausgelegt wurden und den kleinen, lieblichen Orten, die wir durchquerten oder in denen wir die Nacht verbrachten. In dieser Gegend liegen die Dörfer wieder etwas näher zusammen und so konnten wir doch immer mal einen Kaffeestopp einlegen oder unsere Wasserflaschen mit frischem Getränk auffüllen.

Als erstes fiel uns auf, dass es in diesem Teil des Landes deutlich weniger Fliegen hat als im Westen. He, es wurde richtig angenehm ohne diese penetranten Krabbler! Endlich konnten wir ungestört das Draussensein genießen. Endlich mal ein Sandwich ohne Handwedeln verspeisen. Das dachten wir zumindest. Aber leider wurde wir schon am nächsten Tag eines Besseren belehrt. Anscheinend müssen wir immer wieder Neues kennen lernen, noch listigere Scherze über uns ergehen lassen, stets höhere Stufen zum Radlernirvana erklimmen, um unseren Weg  durch Australien zurücklegen zu können. Wahrscheinlich werden wir mal ganz geläutert am Ziel ankommen. Jedenfalls war es so, daß genau zu dem Zeitpunkt, an dem wir durch die lieblichen Hügel rund um „Burra“ geradelt sind, die Gegend von Heuschrecken heimgesucht wurde. Ich spreche hier nicht von einzelnen Grashüpfern, die mal kurz auf ein Hallo vorbeihupsen, sondern von tausenden Zeigefinger grossen Dingern, die Fliegen können wie Superman. Es war, als wären wir Unterwasser durch einen Fischschwarm geradelt. Wir wurden regelrecht eingedeckt, überschwemmt und bespickt mit Heuschrecken, doch eigentlich, und das soll erwähnt sein, haben uns die Tiere nichts gemacht. Es war lediglich ein unangenehmes Gefühl, da durch zu fahren. Weit grössere Probleme hatten die Autos, die mit großer Geschwindigkeit durch die Schwärme gerast sind. Die Grashüpfer verklebten jede Ritze am Fahrzeug, wurden durch die Kühlgitter gedrückt und verstopften die Motoren. Und sie hinterliessen eine klebrige Schicht auf dem Lack. So hatten wir jeweils am Abend auf dem Camping eine wunderbare Unterhaltung, wenn die Autobesitzer an ihren heißgeliebten Vehikeln rumgebastelt und geputzt haben. Viele montierten ein Netz über die Front und so begegneten wir für einige Tage nur Autos mit Gesichtsmasken, die aussahen wie blecherne Ärzte auf rollenden Beinen.


um Peterborough


um Peterborough
Fliegen- und Heuschreckenschutz
Watch for us!!!
Steve's lovely dog Bear - Mich's lovely wife Kitty
um Burra

Nicht weit von Adelaide entfernt befindet sich das „Barossa-Valley“, eine berühmte Weinregion. Wir waren fasziniert von den grünen Hügeln voll bedeckt mit Weinreben, die uns ganz stark an die Toskana erinnerten. Welch schöner Anblick! Welch Genuss, da durch zu radeln! Und da war auch klar, dass wir uns nach einer langen Zeit ohne Wein auch wieder mal ein Glas zum Abendessen gegönnt haben.

Leider schlug dann wieder einmal das Wetter um. Es wurde kalt und windig - wir mussten auf dem Weg in die Großstadt sogar mit warmen Kleidern radeln - und wir waren wirklich froh, dass wir in Adelaide Schutz vor dieser Kaltfront fanden.

Und nun ist Weihnachten. Wir sitzen bei 30 Grad im Garten und verspüren absolut keine Feststimmung. Die Bilder vom weissen Verkehrschaos in Europa, die wir auf dem Internet und im TV zu sehen bekommen, wirken auf uns sehr surreal. Es ist, als hätten wir den Planeten gewechselt und unser neuer Kosmos kennt Weihnachten nicht. Klar, auch hier werden Lichterketten aufgehängt und einige schmücken ihr Haupt mit Nikolaus-Mützen, aber die stimmungsvolle Zeit, die wir von Europa kennen, erleben wir hier einfach nicht. Obwohl wir das warme Wetter und den Strand geniessen fehlen uns doch auch diese gemütlichen Momente mit Kerzenlicht und dampfenden Speisen, in denen wir mit der Familie und mit Freunden zusammen sein können.

Euch daheim wünschen wir viele glückliche, besinnliche, friedvolle und harmonische Momente rund um die Weihnachtszeit. Merry Christmas to all of you!

Mich & Kitty



13. Dezember 2010

Route in WA

Hallo

Hier einen Kartenausschnitt von der Route, die wir in "Western Australia" zurückgelegt haben. Die Karte kann an der Seite vergrössert oder verkleinert werden, je nach dem, wie genau ihr es haben wollt.

Liebe Grüsse

Kitty & Mich



Perth - Kalgoorlie auf einer größeren Karte anzeigen

30. November 2010

Albany - Esperance

How‘s going, mate

Das Hauptthema für diese Strecke war, wie könnte es auch anders sein, wiederum das kalte, windige Wetter. Es gab kaum einen Abend, an dem wir gemütlich draussen sein konnten. Sobald die Sonne von der Nacht verschluckt wurde, begann das grosse Frösteln und alsbald verschwanden wir in den Daunenkokons. 
Wenigsten war es aber tagsüber von den Temperaturen her ok, so dass wir meist in kurzen Hosen und Leibchen aufs Velo konnten. 
Nach Albany verliessen uns die saftigen, triefenden Landschaftsbilder der Küstenregion und wir tauchten in ödes, trockenes Farmland ein. Stundenlang fuhren wir an Kornfeldern entlang, die lediglich durch Salzseen, die wie Eisschollen im Getreide schwammen, unterbrochen wurden. Die Strassen wurden immer kurvenloser, so dass man stellenweise kilometerweit nach vorne blicken konnte. Es war, als würden wir auf einer Schnur radeln, dessen Ende ins Nirgendwo abfällt. Hier wird einem die unaufhörliche Weite des Landes, diese kontinentale Fläche, so richtig bewusst. Die Siedlungen in dieser Region wurden stets kleiner, dafür die Abstände zwischen ihnen umso grösser. Da kam es schon mal vor, dass wir hundert Kilometer ohne Verpflegungsmöglichkeit gefahren sind. Umso erfreuter waren wir dann, einen „General-Store“ (eine Art „Tante-Emma-Laden“) anzutreffen, wo wir uns wieder mit dem Luxus der Zivilisation eindecken konnten.

endless road


Orientierung ist kein Problem




am Wegesrand

Fast so kalt wie in der Schweiz, fast schon wie im Schnee

Es war wie verhext: Irgendwie schafften wir es immer, gegen den Wind zu fahren! Und der war meist wild wie ein Schwarm grimmiger Bienen. Wir hatten Tage, da hat er uns fast vom Rad geblasen und nur mit viel Kraftaufwand konnten wir die einzelnen Meter hinter uns bringen. 
Vom Verkehr her gibt es nichts zu beklagen. Selbst die Lastwagen überholen uns mit grossem Abstand, manche hupen sogar, um sich anzukündigen. Zudem hat es auf den Strassen da draussen sowieso kaum Verkehr; was natürlich für uns wunderbar ist.
Fürs Schlafen haben wir bis jetzt immer einen Ort angesteuert, der auch einen Camping vorzuweisen hat. Das ist in Australien nicht so schwierig, weil fast in jeder Ortschaft eine Möglichkeit zum Campieren besteht. Vom Standart her sind die Plätze sehr unterschiedlich. Manche bieten herrliche Grasflächen, Küche, blitzblanke Duschen und WC‘s an, andere kommen eher verwahrlost und spartanisch daher. Unser Erfahrung hat ergeben, dass nicht unbedingt der schlechteste Camping auch der billigste ist. 
Das Schönste für uns sind eindeutig die vielen herzlichen Begegnungen mit der Bevölkerung. Die Australier sind offene, neugierige Menschen, die mit viel Interesse auf einem zukommen. Sofort ist man mit ihnen im Gespräch, sofort fühlt man sich mit ihnen wohl. Viele scheinen eine Dauerkarte für Lockerheit und gute Laune zu besitzen. Oft sind wir berührt von ihrer Hilfsbereitschaft und Grosszügigkeit. Sie geben uns das Gefühl, willkommen und umsorgt zu sein. 
Und nun ruhen wir seit zwei Tagen in Esperance. Es scheint, dieser Ort ist ein Teil aus einem dreidimensionalen Ferienkatalog. Alles ist so frisch, so unbefleckt, so glänzend, so unwirklich. Selbst das Wetter wurde hier wohl neu formatiert und auf Sommer getrimmt. Weisser Strand, türkisfarbenes Meer und - wir können es kaum glauben - blauer Himmel. Ein Himmel ohne Wolken, ohne Geschmiere, ohne eine Spur von Weiss. Wir wähnen uns im Paradies! Nur der Wind zerzaust uns auch hier die Frisur...
Uns gefällt es hier so gut, dass wir noch ein Weilchen bleiben.


Esperance Beach







Am 2. Dezember werden wir wieder aufbrechen. Wir fahren 400km in den Norden nach Kalgoorlie, eine Minenstadt. Und eine Stadt mit Bahnanschluss. Dort werden wir am 9. Dezember auf den Zug hüpfen und in den Osten des Landes tuckern. Wir haben beschlossen, die weite Nullarbor-Plain, die leere Leere zwischen „Western Australia“ und „South Australia“ nicht mit dem Fahrrad zurück zu legen. 
Mitte Dezember wollen wir dann in Adelaide eintreffen. Gerade rechtzeitig, um mit Michs Bruder, der dort lebt, Weihnachten zu feiern. 
Seid herzlichst gegrüsst, gedrückt und getätschelt. 
Kitty & Mich

28. November 2010

Von Perth nach Albany

Albany, 19. November 2010
G‘day!
Momentan fegt uns ganz schön der Wind um die Ohren. Wir sitzen in Albany auf dem Camping und lassen die stöhnende Kraft an uns vorbeisausen. Herrlich ist es, wie die Bäume rauschen und die wattigen Wolken durch den blauen Himmel ziehen. Herrlich ist es, dass wir bei diesem Spektakel für einmal nicht auf dem Velo sitzen!
Dem war aber nicht immer so. Seit Beginn weg ist der „South-Easterly“, ein bissiger Wind aus Südosten, nämlich unser Gefährte und unser Leid. Kein Tag verging ohne seine Gesellschaft. Kein Tag, an dem er nicht in an uns rubbelte, zerrte und drückte, als wären wir die Innereien eines Haartrockners.
Dass er wuchtig daherkommt ist nur eine Seite der Medaille. Damit muss man rechnen, wenn man nach Australien kommt. Weit unangenehmer ist die kühle, um nicht zu sagen kalte Temperatur, die er mit sich bringt. Nix mit kurze Hosen tragen und bis in die dunkle Nacht vor dem Zelt sitzen. Bis jetzt haben wir uns nach dem Abendessen ganz hurtig in die warmen Schlafsäcke verkrochen und abgewartet, dass die Sonne am Morgen ihre ersten warmen Strahlen zu uns prasselt. Erst dann wurde es wieder so warm, dass man sich draussen aufhalten konnte.
Doch der Wind hat auch seine Vorteile. Solange er bläst, hält er die Millionen von australischen Buschfliegen in Schach. Sie kommen nicht gegen ihn an und verdrücken sich irgendwo in den Ritzen. Gut so, denn sobald es nur irgendwie geht, sind einem die Dinger am Attackieren, aufdringlich und lästig wie eine Horde Mitarbeiter eines Call-Centers. Dabei kennen sie keine Scheu, kraxeln einem in Nase, Ohren, Mund und Augen bis man vor Kribbeln fast verzweifelt. Ganz perfid ist es, wenn man mit dem Velo einen Hügel erklimmt. Da umschwirren sie einem wie einen vergammelten Kuhfladen; so als wüssten sie ganz genau, dass man keine freie Hand hat, um sie zu verscheuchen, so als würden sie absichtlich mit einem Katz und Maus spielen. Echt lästig!
Und damit wären aber auch schon die etwas weniger schönen Seiten der letzten drei Wochen umschrieben. Trotz der gelegentlichen Müh sind wir wohlauf und wahrlich am Laben! Es ist einfach toll hier zu sein. In dieser Gegend Rad zu fahren ist wie ein Sechser im Fahrrad-Lotto. Wir kurbeln von einem Highlight zum anderen, sind erquickt über die wundervolle Natur und den überaus lockeren und freundlichen Menschen, die wir täglich treffen. Die Strecke bis hierher war sehr abwechslungsreich und ein Genuss für alle Sinne. 
Bis hierher hat uns auch Kathrin, eine Freundin aus der Schweiz, begleitet. Sie mietete in Perth ein Auto und ist uns jeweils ans Etappenziel gefolgt. So konnten wir dann den Abend und die velofreien Tage zusammen verbringen. Kathrin ist eine Frohnatur und die personifizierte Liebenswürdigkeit. Und sie ist eine umwerfende Köchin! Die weibliche Jamie Oliver. In unserem Ranking „The Top of The Top“. Was wir mit ihr in den letzten zwei Wochen mit dem Campingkocher auf den Teller gezaubert haben, war ein Gaumen- und Zungentanz.
Bald ziehen wir weiter Richtung Osten. Dort werden wir ins eher ländliche Australien vordringen, in eine Gegend endloser Getreidefelder. Unser nächstes grösseres Ziel wird dann Esperance sein. 
Bis bald. Liebe Grüsse. Kitty & Mich

Man glaubt es kaum, aber diese Bild ist in Australien aufgenommen

On the beach

Denmark Beach


Anabolika-Bäume


Traumstrecke


1000 Kilometer Bild


26. April 2010

Bye Bye Thailand

Unsere Reise durch Thailand nähert sich dem Ende. Ein letztes Mal baden wir in der Hitze, die uns den Schweiss aus unseren Poren saugt. Ein letztes Mal schlendern wir über den Night Market und lassen uns auf kulinarische Gipfelstürme ein. Das vermeintlich letzte Lächeln wartet wohl am Flughafen auf uns...

Danke für dein Interesse.

Bye Bye Thailand! Bye Bye Blogleser!

Sawadii Kha, Sawadii Krap!



19. April 2010

Paradiesisch

Und schon wieder ein Sawadii Krap aus Thailand!

Die Strecke von Nong Khai westwärts führt fast ausschliesslich dem Mekong entlang, der rechts der Strasse leise und träge, um nicht zu sagen faul, durch die üppige Vegetation gleitet, als wäre er eine überlange, Filzpantoffeln tragende Raupe, die niemanden aufschrecken will. Die Gemächlichkeit des Flusses stülpt sich über alles, was seinen Weg kreuzt und scheint ansteckend zu sein wie eine Infektion. Man wähnt sich in einer anderen Dimension, in einer antiken Galaxie, einem längst vergessenen Kosmos, wo die Zeit gar nicht existiert. Das Leben schlägt hier nochmals ein paar Takte langsamer, als es dies in Thailand ohnehin schon tut und die Gegend trieft vor Frieden, Ruhe und Gemütlichkeit; so süss und klebrig wie eine Waffel getränkt in Honig.

Das Gebiet ist dünn besiedelt, nur ab und zu haften ein paar Hütten oder Häuser am Strassenrand, doch grösstenteils ist man hier ungestört unterwegs, kann das vom Fluss, den Hügeln und dem Dschungel geprägte Panorama, die Dichte der Flora, das Rascheln der Fauna und das dominante Flüstern des Flusses voll auf sich wirken lassen. Es ist, als befände man sich in einer dreidimensionalen Postkarte. Radelt man hier, fühlt es sich an, als werde die Seele mit Tigerbalsam einmassiert.


























Fast 200 Kilometer legt man auf einer meist gut asphaltierten, ruhigen Strasse, die sich in kleineren Falten über den satten Boden gebettet hat, zurück, dann erreicht man „Chiang Khan“, eine grössere Ortschaft und für mich die schönste Stadt Thailands. Hier kauern entlang des Mekongs wettergezeichnete, stilvolle Häuser aus Teak, die liebevoll gepflegt und mit schlichter Kreativität geschmückt werden. Kleinere, niedliche Shops mit allerlei Krimskrams, Cafés und Restaurants haben sich an der Strassenfront etabliert und laden zum Flanieren ein. Es hat kaum Verkehr, aus den nach vorne offenen Lokalen klingt ab und zu ruhige, klassische Thaimusik und die freundlichen Menschen geben eine Liebenswürdigkeit von sich, dass einem das Herz vor Rührung zu tropfen anfängt. Dazu die atemnehmende Aussicht über den Fluss zu den nahen, dunstigen Bergen von Laos. Das alles wirkt so surreal, so gar nicht glaubhaft, und es ist in der Tat schwer zu begreifen, dass dieser friedvolle Fleck, der so prall gefüllt ist mit Stille, sich tatsächlich in Thailand befindet. Dem Thailand, das einem Transistorradio gleicht, dessen Lautstärkeregler fortdauernd am oberen Anschlag eingerastet ist.














Von dieser friedvollen Atmosphäre können wir momentan nicht genug bekommen! Nicht nach der lärmenden, stinkigen, anstrengenden Zeit, die wir zuvor durchquert haben. Wir wohnen hier einmal mehr in einem wunderschönen Zimmer mit einem phantastischen Blick auf den Mekong. Uns gefällt es hier so gut, dass wir noch mehr davon kosten wollen. Es ist, als hätten wir an einem feinen Wein genuckelt und nun möchten wir noch das ganze Glas – nein, die ganze Flasche - leertrinken. Die Ruhe hier ist für uns eine enorme Wohltat und die Vorstellung, diese Oase wieder zu verlassen, zurück in die Wüste, zurück ins turbulente, laute, stinkende Thailand zu reisen, gefällt uns gar nicht. Wir wollen dieses Kleinod nicht so schnell wieder aufgeben.

Unsere Speicher sind in den letzten Wochen gefüllt worden mit Eindrücken und Erlebnissen. Die Sinne waren ständigen Einwirkungen, subtilen Stromschlägen ähnlich, ausgesetzt, und wir haben momentan keine Lust auf weitere strapaziöse Reize. Wir (oder zumindest ich) fühlen uns gesättigt. Das hat bestimmt auch damit zu tun, dass es bald nach Hause geht und wir langsam loslassen wollen (insofern die Flugzeuge wieder fliegen dürfen), aber sicher auch damit, dass wir beide die Stille als wichtigen Bestandteil für eine gute Lebensqualität erachten. Und die findet man in Thailand, zumindest auf dem Festland, eben nicht gerade vielerorts.

Also gibt es einmal mehr eine Routenänderung. Ist ja nichts Neues, wie die regelmässigen Leser bestimmt schon festgestellt haben. Wir werden nicht nach Chiang Mai fahren, sondern die schöne Strecke entlang des Mekongs zurück nach Nong Khai radeln und von dort dann den Zug nach Ayutthaya nehmen.

Am 27. April sollte uns „Emirates“ wieder zurück in die Schweiz bringen. Ob das auch gelingt, steht momentan in den Sternen, respektive hängt in einer grossen dunklen Wolke. Wir hoffen, dass sich der Himmel über Europa wieder aufhellt, denn uns zieht es zurück in die Heimat. Wir vermissen euch! Wir freuen uns auf euch, auf die Wohnung, auf Sauberkeit und Ordnung, aufs eigene WC, auf die Arbeit, ja sogar aufs kühle Klima!

Also hoffentlich bis bald.

Liebste Grüsse

Mich & Kitty