Hallo zusammen
Eines gleich vorneweg: Wir sind gottlob weit weg von den Überschwemmungen, die momentan Queensland, New South Wales und nun auch noch Victoria in Verwüstung und Verzweiflung versetzen (etwa 2500km um genau zu sein - das ist etwa so, wie wenn wir in Griechenland wären und in Schweden die Natur verrückt spielen würde). Vielen Dank euch allen für die Nachfragen und sorgenvollen Gedanken. Uns geht es prächtig. Wir hatten einen guten Riecher, als wir uns dafür entschieden, noch eine Weile durch South Australia zu radeln und nicht bereits nach Melbourne weiterzuziehen. Soeben sind wir von der zweieinhalbwöchigen Tour durch den trockensten Staat des Landes nach Adelaide zurückgekehrt und geniessen nun nochmals für einige Tage die Grossstadt. Eine „Freundin einer Freundin einer Freundin“ hat uns ihre Zweizimmerwohnung, ein kleines Idyll mit genau der richtigen Portion Komfort, übergeben und wir dürfen uns hier so lange ausruhen, bis uns die Reiselust wieder einlullt. Wir denken, dass wir anfangs Februar (2011 - vielleicht auch 2012?) nach Melbourne aufbrechen werden.
Wir erlebten wunderschöne, abwechslungsreiche Tage auf unserer Schlaufe durch Südaustralien. Dieser Staat präsentierte sich uns bunt wie eine Collage, vielfältig wie eine Schallplattensammlung, reichhaltig wie der Inhalt von Jamie Olivers Gewürzschrank. Und hier brutzelte der Sommer wie ein Heizstrahler und trocknete das Land aus, als wollte er alles Leben zu Dörrobst garen - ein krasser Gegensatz zu den Gebieten des Landes, die von den Wassermassen regelrecht überrollt wurden. Zum Radeln waren die Bedingungen in „SA“ geradezu perfekt. Ab und zu hatten wir zwar wie üblich mit dem Wind zu kämpfen, doch mehrheitlich konnten wir sorglos strampeln und die Wunder dieses Staates wie einen Besuch in einem weitläufigen Park auf uns wirken lassen.
Vier markante Stationen sind aus dieser Tour hervorzuheben: Die beinahe kitschigen Strände und Buchten, die sich südlich und nördlich von Adelaide an den türkisblauen, warmen Ozean klammern. Dem „Riverland“, wo der Murray River, der grösste Fluss in Australien, wie eine braune Strasse durchs flache Hinterland schlürft und Wasser für unzählige Zitrusplantagen spendet. Die Adelaide Hills, wo knorrigen Bäume wie Fabelwesen die Strasse säumen und herrlichen Schatten spenden. Und die Weinregionen, dessen Reben wie grüne Kraushaar-Perücken in den Tälern und an den Hängen liegen.
Aldinga Beach |
Eine der vielen Fähren über den Fluss |
Murray River |
Morgan - am Abend |
Mawson Trail (nicht zu empfehlen mit Gepäck) |
Riesling Trail (sehr zu empfehlen - mit und ohne Gepäck) |
4000km |
Adelaide Hills |
Yummie! |
Einmal mehr wurden unsere Reise durch herzliche Begegnungen mit anderen Menschen bereichert. Das war nach den niederdrückenden Tagen um Steve und Rachael eine wahre Wohltat. Einfach wieder fröhlich und witzig sein, über die Schönheiten des Lebens plaudern oder den Erlebnisse von anderen zuhören, ohne ständig in die Schwere einer Beziehungskrise abzurutschen. Erst im Nachhinein wurde uns bewusst, wie stark wir von der negativen Stimmung in meinem Bruders Haus eingenommen waren.
Die Tage unterwegs verlaufen mehrheitlich in einem gewohnten Rhythmus. Vieles hat sich bei uns ritualisiert und bekam eine fixe Struktur. Inzwischen sind wir ein gut eingespieltes Team, jeder weiss, was zu machen ist und vieles erledigen wir Hand in Hand. Das Nachtlager einrichten und am folgenden Tag wieder abbrechen ist mittlerweile ein Akt der Routine, der schnell erledigt ist. Und auch das Radfahren hat sich in seiner Form etabliert. Wir legen meist um die 50km zurück, bis wir den ersten Halt (Kaffee und Riegel oder gleich Lunch) einlegen. Die restlichen Kilometer nehmen wir dann gestaffelt unter die Räder, schalten mindestens noch eine Pause ein, bevor wir den Schlussteil angehen. In der Regel stoppt der Tacho zwischen siebzig und hundert Kilometer, wenn wir unser Tagewerk verrichtet haben.
Uns gefällt, dass wir so viel draussen in dieser einzigartigen Natur sind. Es riecht hier so intensiv (v.a. nach Eukalyptus des Gummibaums) und die kunterbunte Stimmenwelt der Vögel ist ein wahre Flut von Geräuschen, die uns immer wieder aufhorchen lässt. Und dann diese gewaltigen Landschaftsbilder, die die Brust erwärmen wie eine Pulmex Massage. Ach, es gäbe noch so viel zu erzählen. Vielleicht beim nächsten Mal...
Seid alle herzlichst gegrüsst
Kitty und Mich