Es ist ein wunderbarer Tag heute. Nicht zu heiss und nicht zu kalt. Nur ein leichter Wind säuselt aus Südwesten und hilft uns dabei, die Distanz zu schlucken. Wir rollen auf einer guten Strasse mit wenig Verkehr und geniessen das unbeschwerte Kurbeln. Viel früher als erwartet treffen wir dann auch schon in Murrayville ein, wo wir gedachten, die Nacht zu verbringen. Da wir morgen eine lange Etappe vor uns haben und weil es heute so gut läuft, entscheiden wir uns, noch ein paar Kilometer anzuhängen und dann irgendwo im Freien zu zelten. Die Bedingungen sind geradezu ideal dafür. Wir finden in Murrayville sogar einen Wassertank, an dem wir unseren Sack auffüllen können. Essen haben wir auch genügend dabei. Somit ziehen wir weiter, immer geradeaus durch das weite Agrarland, das nur gelegentlich durch Gestrüpp und Bäume unterbrochen wird. Es geht flott voran und nach einer Stunde halten wir Ausschau nach einem geeigneten Fleck für unser Nachtlager. Links taucht ein Rastplatz für LKWs auf und wir steuern hinein. Hier ist es uns aber nicht wohl und wir rumpeln zurück auf die Landstrasse. Nur einige Biegungen später kommen wir in eine kleine Ortschaft, wo ein paar wenige Häuser sich hinter den Büschen ducken, wie Kinder, die verstecken spielen. Rechterhand zweigt ein schmaler Weg vom Highway ab und wir folgen ihm. Es geht an zwei Höfen vorbei, danach sind wir bereits wieder vom Buschland umgeben. Wir halten und schauen uns um, da hören wir aus der Richtung der Farmen einen Motor aufheulen. Ein Motorrad, so nehmen wir an, macht sich in unsere Richtung auf. Und tatsächlich erscheint Sekunden später ein alter Mann in einem blauen, ausgebleichten Overall auf einem Quad, eines dieser Motorräder mit vier Reifen. Neben ihm rennt ein bellender Hirtenhund. Hier draussen bleibt man wohl nicht lange unentdeckt.
Jeff, so der Name dieses alten Mannes, begrüsst uns mit dem hier üblichen „How‘s going?“, das er wie einen Kaugummi durch die Zahnlücken presst, und fragt, was wir denn hier wollen. Wir erklären ihm, dass wir gerne irgendwo abseits campieren möchten und fragen ihn auch gleich, ob er uns einen Platz empfehlen könne. Das muss sich Jeff erstmal überdenken. Jedenfalls sagt er einen Moment nichts mehr, schweigt, als wäre er ausgeschaltet. Wahrscheinlich klassifiziert er uns in seinen Gedanken und wägt ab, ob wir auch vertrauenswürdig sind. Ja, meint er dann, er könne uns zur alten Schule führen, dort könnten wir ruhig die Nacht verbringen, es habe dort, wenn es ihm recht sei, sogar Wasser. Bingo! Kitty und ich schauen uns an und lächeln. Jeff dreht seinen Quad und wir folgen ihm einige Meter über einen Sandpfad durch die Büsche bis er vor einem alten, kleinen, verwahrlosten Gebäude stehen bleibt. Automatisch kommt mir das Lied vom „Alten Haus von Rocky Docky“ in den Sinn. Dies sei mal die Schule gewesen, er sei hier unterrichtet worden, damals vor dreiundachtzig Jahren! Nun stehe das Haus aber schon lange leer. Mit etwas Fantasie lässt sich der von Grasbüschel überwachsene Betonboden als Pausenplatz erkennen und wir versuchen uns vorzustellen, wie hier Kinder rumgerannt sind. Früher hätten hier viel mehr Menschen gelebt, erzählt Jeff, wie wenn er unsere Gedanken erraten könnte, nun wohne aber nur noch er mit seiner Familie hier. Er zeigt in Richtung der Höfe und sagt, wir sollen uns ruhig melden, wenn wir etwas bräuchten. Dann lässt er seinen Motor aufheulen und braust in eine Staubwolke gehüllt davon. Wir stehen da wie Wachsfiguren, die Mäuler offen wie hechelnde Fische, können unser Glück noch gar nicht fassen. Der Platz ist einfach perfekt. Auf der Vorderseite des Hauses hat es tatsächlich noch einen Trog mit fliessendem Wasser. Und sogar eine Toilette finden wir, als wir die Umgebung auskundschaften. Was will man mehr!
Wir schlagen unser Nachtlager auf, waschen uns und kochen dann das Abendessen. Als wir gemütlich mit einem Tee vor dem Zelt sitzen hoppelt nochmals Jeff auf seinem Quad heran. Er wolle nur fragen, ob alles in Ordnung sei. Wenn wir möchten, könnten wir auch bei ihnen duschen, das habe er vorhin ganz vergessen zu sagen. Das ist aber nicht nötig, denn wir konnten uns ja am Wasserhahn frisch machen. Wir fragen Jeff über das Dorf und das Leben hier aus und er will auch über uns das eine und andere in Erfahrung bringen. Wir staunen über seine Offenheit und seine Verbundenheit mit diesem Ort. Seit er aus der Schule gekommen ist arbeitet er als Schafzüchter und nun hat sein Sohn die Farm übernommen. Wenn wir wollen, sollen wir doch morgen früh zum Schopf kommen, dort würden sie nämlich die Schafe scheren, etwa 500 an der Zahl. Das werden wir gerne machen, vielen Dank für alles, Jeff! Have a good night!
Hoffe old Michi Docky und young Rocky Kitty haben gut genächtigt. Jetzt seit ihr sicher fleissig am Schafe scherren. Veilleicht kannst du mich ja einen Sack voll Australischer Biowolle mitnehmen falls du mal wieder dein Mintenes liegen lässt. So ein Badetuch ist ja wie ein Topflappen einfach etwas grösser. Das kennst du sicher noch aus der Handarbeit in der Primarschule.
AntwortenLöschenHäbeds guet
Lucas
Im Moment wäre es wohl besser, ich würde mit dieser Wolle einen kuscheligen Pullover stricken. Liebe Grüsse aus dem kühlen Melbourne. Mich
AntwortenLöschenHeii zäme,
AntwortenLöscheneui erläbnis si würklich dr hammer. vor allem eui begägnige mit au däne verschiedene mönsche mache grad luscht, d koffere z packe und euch nache z reise:)
kitty chönntsch du mir mau dini/eui mail adrässe schicke. wett dr mau chli es update gäh...
mini isch mgross462@gmail.com
häbets guet und häbet no viu spannendi begägnige
liebi grüess manuela