Hallo

Hallo
Radelnd die Welt erkunden

29. April 2011

Sydney - Brisbane 2 (in Wort und Bild)




Die Idee ist simpel, aber genial! Radreisende, die grad nicht auf Achse sind, bieten denen, die unterwegs sind, eine warme Dusche und einen Platz zum Übernachten an. Auf einer Webseite (www.warmshowers.org) kann man sich als Gastgeber anmelden. Das ermöglicht einem den Zugang zu tausenden von Adressen aus der ganzen Welt. 
Auf einer Google-Karte sind alle Ortschaften, wo sich Gastgeber befinden, markiert. Man wählt einen Platz aus und kann die Anbieter gleich über die Webseite kontaktieren.

Als wir Krista und Daniel, leidenschaftliche Radfahrer aus „Brunswick Heads“ für eine Übernachtung anfragten, erhielten wir prompt eine Zusage. Krista ist vor fünfzehn Jahren alleine (!) mit dem Velo von Australien nach Ägypten gereist (sie war über drei Jahre unterwegs) und zusammen sind die beiden von 2008 bis 2009 von London nach Pakistan geradelt (www.ridehimalaya.com). Also zwei spannende Menschen mit viel Wissen und Erfahrung. Und es war einfach ein Segen, hier in Australien, wo das Auto und der Konsum einen schockierend hohen Stellenwert hat, Gleichgesinnte zu treffen. Menschen, die aus Überzeugung das Fahrrad als Vehikel wählen. Menschen, die einen umweltbewussten, sorgsamen Lebensstil führen. Sich in Australien für eine solche Lebensform zu entscheiden, ist nämlich mutig und aussergewöhnlich, denn die Infrastruktur für Autolose ist mittelalterlich und die Einstellung vieler Aussies, vor allem in New South Wales und Queensland, gegenüber den Radlern ist negativ. Auf Anhieb verstanden wir uns mit Krista und Daniel, wie wenn wir aus den selben Genen wären. Wir hatten so viel auszutauschen, so viel zu erzählen, so viel zu philosophieren, dass aus einer Übernachtung drei wurden. 
Was für eine schöne Begegnung!
Als wäre dies nicht schon Glück genug, organisierten uns die beiden für unsere Weiterfahrt bei Freunden von ihnen noch einen weiteren Schlafplatz. Das war grad nochmals ein Zusammentreffen, das uns aus den Socken zupfte, als hätten wir Sprungfedern an den Füssen. Margy und Lindsay sind ebenfalls vom Velovirus infiziert und sie bereisen seit über 20 Jahren die Welt mit dem Fahrrad. Und zwar auf die Hardcore-Art. Es ist unglaublich, welche Touren sie bereits unternommen haben und mit welcher Begeisterung sie von ihren Reisen erzählen. Was uns aber vor allem imponierte, war ihre Offenheit und Sorgsamkeit uns gegenüber. Diese zwei Radler wissen genau, was der Reisende schätzt und braucht. Wir wurden von ihnen verwöhnt, als wären wir Prinz William und Kate Middleton. 
Auch bei ihnen blieben wir länger als geplant...




Ein letztes "G'day" aus Australien


"Einmal und nie wieder!" Das habe ich mir geschworen, als ich 2001 mit dem Velo auf dem Pacific Highway von Brisbane nach Sydney gefahren bin. Dieser Highway ist die Hölle! Auf vier Spuren braust ein Auto nach dem an einem vorbei und teilweise hat es nicht einmal einen Pannenstreifen, auf dem man sich einigermassen sicher fühlen kann. Der Küstenabschnitt zwischen diesen beiden Städten ist der am dichtesten besiedelte Teil von Australien und entsprechen hoch ist hier das Verkehrsaufkommen. Kein gutes Terrain für Radfahrer.
Uns ging es in den vergangenen Wochen also darum, diesen Highway wo immer es geht zu meiden. Und das ist uns gar nicht so schlecht gelungen. Von den gut tausend Kilometern mussten wir etwa nur achtzig auf ihm zurücklegen. Den Grossteil der Strecke waren wir auf ruhigen Nebenstrassen, manchmal auch auf Kieswegen, dafür in wunderschöner Umgebung, unterwegs. Das war ein Segen und eine phantastische Abschlussroute.


Je weiter nördlich wir kamen, desto tropischer und üppiger wurde die Natur. Die Wälder wurden so dicht, als wären sie gewoben worden. In ihnen triefte es vor Grün und exotischen Stimmen und gar manchmal glaubten wir, Feen und Elfen zu treffen. In dieser prachtvollen Natur zu radeln war ein Genuss für alle Sinne und entschädigte uns für die Anstrengungen, die wir zum Teil in diesem hügeligen Gebiet auf uns nehmen mussten.


Mit dem Wetter hatten wir es in den letzten Wochen auch besser als zu der Zeit vor Sydney. Nicht, dass wir nur Sonnenschein hatten, nein, das nicht, doch zumindest hatten wir viele Tage schönes Wetter und wenn es regnete, dann plumpsten die Temperaturen nicht auch gleich in den Hühnerhautbereich. 


Und nun sind wir also in Brisbane, unserer letzten Station in Australien. Wir wurden wieder vom Glück geküsst und können bei Carol und ihren Eltern wohnen. Dieser Schlafplatz hat uns eine Freundin aus der Schweiz organisiert und es ist einmal mehr für uns einfach kaum zu fassen, welch grossartige Gastfreundschaft wir erleben dürfen. Carol hat eigens für uns ihr Schlafzimmer geräumt und schläft in der Zeit, die wir bei ihr sind, auf der Couch. Insistieren nützte nichts, wir hatten keine Chance, sie davon abzubringen.


Morgen ist ein grosser Tag für uns. Wir verlassen Australien und fliegen nach Bali, von wo aus wir dann durch Asien radeln wollen. Dort erwartet uns eine andere Form des Reisens. Wir werden nur noch in Gästehäusern übernachten und kochen werden wir auch nicht mehr selber. Deshalb lassen wir all unser Campingzeugs hier, was bedeutet, dass wir einiges leichter unterwegs sein werden. Wir freuen uns sehr auf das Neue und Exotische und bestimmt werden wir dort auch wärmeres Klima vorfinden als hier.


Wir werden es euch wissen lassen, wie es uns dort radelt...


Liebe Grüsse


Mich & Kitty


Possum




Stangenbruch II
Broken tent pole


Port Macquarie Beach


Krista & Daniel begleiten uns
escorted by Krista & Daniel


Kühe in den Ferien
Cows on holiday





Mystischer Regenwald
Mystical rainforest

27. April 2011

Sydney - Brisbane 1 (in Bildern)

Hallo zusammen

Wir sind gut in Brisbane angekommen. Hier mal ein paar Bilder, ein Text wird wohl noch folgen. 

Liebe Grüsse

Kitty & Mich




Soviel wie möglich abseits des Highways
off the beaten track



towards Nimbin

Paddeln statt Pedalen
paddle instead of pedal
im Regenwald


Besteigung von Mount Warning
climbing Wullumbin




Regenwald

mit unseren fantastischen Gastgebern
amazing hosts

Fremde wurden Freunde
strangers became friends
incredible hosts, too!

13. April 2011

Kästen jenseits aller Normen


In der Schweiz werden die Vorschriften zu den Hausbriefkästen und Briefkastenanlagen durch das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) definiert. Daraus resultiert, dass nun ein Briefkasten-Einheits-Brei über das ganze Land verteilt ist. 
Dass es auch lustiger und abwechslungsreicher geht, zeigt man auf der anderen Seite der Erdkugel. Da jedenfalls wird es einem Postboten nicht so schnell langweilig. Hier ein paar Exemplare, die ich entlang des Weges entdeckt habe. 
Liebe Grüsse aus Down Under
Mich



















5. April 2011

Melbourne - Sydney - Alte Bekannte





Michael & Kitty treffen Michael & Kathy

Nachdem wir in Melbourne für einige Tage in der Zukunft geschwebt sind, blättere ich für die Einleitung zu diesem Bericht zurück in die Vergangenheit. Und zwar ins Jahr 2004, als ich alleine mit dem Fahrrad Australien bereist habe. Damals habe ich auf dem weiten Weg von Queensland hinüber ins Northern Territory, mitten im Outback, da, wo Radfahrer so spärlich sind wie Koalas im Schweizer Mittelland, zwei Veloreisende getroffen. Michael & Kathy aus Melbourne. Sie waren auf einer einjährigen Reise rund um Australien unterwegs und das wirklich Spezielle bei ihnen war, dass sie einen Anhänger dabeihatten, auf dem Barry, ein Jack Russel, mitfuhr. Ich erinnere mich heute noch, wie dieser quirlige Hund ununterbrochen unter seinem Sonnendach tanzte, als übe er einen Tanzschritt für Michael Jacksons nächsten Videoclip.
Die Begegnung mit Michael & Kathy war herzlich und für einige Tage haben wir uns jeweils nach der Etappe auf dem Camping getroffen und die Abende zusammen verbracht. In Darwin habe ich dann noch Michaels Schwester kennengelernt, die mit ihrem Mann in Adelaide lebt. Bei ihnen habe ich später eine Zeitlang gewohnt.
Wie es so geht im Leben, ist im Verlauf der darauffolgenden Jahre der Kontakt zueinander wieder abgerissen. Doch das Schicksal ermöglichte uns ein Wiedersehen. Eines dieser Wunder, wie sie nicht oft im Leben passieren.
Es war im kleinen Warragul, wo wir einen Fahrradladen aufsuchen mussten, weil die Halterung von Kittys Lenkertasche etwa nur noch so viel Biss vorzuweisen hatte wie der Kiefer einer hundert Jahre alten Inuit-Frau. Der Verkäufer im Laden hörte sich unser Problem an und schickte uns nach hinten in die Werkstatt, wo der Mechaniker das Übel mal anschauen könne. Ja, und genau dieser Mechaniker war niemand anderes als Michael, der-Jack-Russel-Velo-Reisende.


Im ersten Moment realisierte ich gar nicht, wer da vor mir stand. Er hingegen hat mich sofort erkannt und mich gleich mit meinem Namen begrüsst. Mann, war ich verblüfft. Als dann der Groschen endlich den Weg in mein Gedächtnis gefunden hatte, war die Freude natürlich riesengross. Eine Umarmung, ein Lachen und viel Staunen über diesen Zufall. Ans Weiterradeln war vorerst nicht mehr zu denken. Klar war, dass wir auch bei Kathy vorbeigingen, die daheim die zwei Jahre alte Tochter hütete.

Leider mussten wir dann doch weiterziehen, denn Debra erwartete uns im Landhaus. Doch am nächsten Tag nahmen wir den Zug zurück nach Warragul, um nochmals das Wiedersehen mit Michael & Kathy zu zelebrieren.


Hello everybody



Es ist schon wieder eine Weile her, seit wir uns von unten drunten gemeldet haben. Inzwischen haben wir Canberra und Sydney in unseren Mündern wie süsse Früchte zergehen lassen, um sie dann mit Wonne zu verdauen. Zurück blieb ein angenehmer Nachgeschmack, an dem wir hoffentlich noch lange nuckeln können.

Jetzt befinden wir uns bereits auf dem Weg nach Brisbane, welches wir gegen Ende Monat erreichen wollen. Am 30. April werden wir Australien verlassen. Wir fliegen nach Bali und möchten später durch Indonesien reisen - welche Route wir dort genau nehmen werden, wissen wir noch nicht, sicher ist nur, dass wir mal eine Zeitlang auf Bali bleiben. 

Die letzten Wochen waren anstrengend und zermürbend für uns. Australien erlebte dieses Jahr einen der schlechtesten Sommer seit Menschengedenken und speziell da wo wir uns aufhielten, ging es nicht lange, bis ein Tiefdruckgebiet auftauchte und den Himmel mit einem düsteren Grau bespritze. Damit einhergehend sanken auch die Temperaturen auf Pulloverniveau. Vergesst also dieses Ideal vom ewigen Sommer in Australien. Das stimmt zumindest dann nicht, wenn wir da sind! Seit wir von Adelaide wegfuhren, hatten wir nie mehr eine ganze Woche schönes Wetter. Die sonnigen und warmen Tage lassen sich an einer Hand abzählen und uns ist inzwischen die Freude am Zelten und Draussensein gehörig vergangen. 
Zum Glück konnten wir im letzten Monat doch einige Nächte in Betten schlafen! 
Angefangen hatte es damit, dass uns Jeremy und Debra ihr Landhaus in Gippsland, das gut 200km östlich von Melbourne liegt, zum Übernachten angeboten haben. Dieses Traumhaus ist idyllisch in einem Wald gelegen, und weil es so schön war (das Haus, nicht das Wetter!), sind wir gleich drei Nächte geblieben. Wir hatten die ganze Villa für uns alleine - es war, als hätten wir Zugang zum gläsernen Himmel bekommen. Eigentlich hätten wir es dort ja noch viel länger ausgehalten, doch wir wollten die Gastfreundschaft dieser so enorm liebenswürdigen Menschen nicht überstrapazieren. 
Gleich die folgende Nacht quartierten wir uns auf dem Camping in einer „Cabin“ ein (eine Art fest installierter Wohnwagen), weil es ununterbrochen geregnet hatte und wir absolut keine Lust hatten, bei diesen Bedingungen unser Zelt aufzustellen. 
Nur einen Tag später waren wir bei einem holländischen Pärchen zu Gast, das vor drei Jahren nach Bairnsdale emigriert ist. Rob und Angela hatten wir auf einem Camping kennengelernt, als sie für eine Woche mit ihrem Zeltanhänger auf Achse waren. Weil es bei ihnen so gemütlich war und Kitty wieder mal in ihrer Muttersprache plaudern konnte, sind wir bei ihnen hängen geblieben, wie wenn man uns mit Leim bestrichen hätte.
Danach folgten leider viele Nächte in unserer Nylonhütte. Ganz schlimm war es in Orbost, als ein heftiges Gewitter innerhalb von Sekunden den Camping überflutete und wir in den Genuss eines Wasserbettes kamen.
Im schönen Canberra (für Unkundige - das ist die Hauptstadt Australiens) haben wir uns auf einem sehr einfach, heruntergekommenen Zeltplatz etwas ausserhalb des Zentrums eingerichtet, was zwar eine sehr günstige Lösung war, jedoch keinerlei Komfort bot. So haben wir uns wirklich nur grad zum Schlafen dort aufgehalten und den Rest des Tages in der Stadt verbracht. Auch nicht gerade toll.
In den Tagen vor Sydney war das Wetter wieder besonders schlecht und wir gönnten uns zwei Nächte in (teuren) Hotelzimmern. Diese Art der Übernachtung kitzelt unser Reisebudget gewaltig, doch im Endeffekt ist uns diese Variante lieber, als die Nächte im unbehaglichen Zelt durchzustehen. 
Sydney war dann für uns wie ein Sechser im Lotto! Wir konnten über eine Woche bei Nicole und Daniel wohnen, ein Schweizer Pärchen, das hier ein Zusatzstudium macht. Die beiden hatten wir in Clare auf dem Camping kennen gelernt und später wieder in Adelaide getroffen. Das Zusammentreffen mit ihnen war eine dieser Begegnungen, die auf Anhieb unter einem guten Stern schweben. Die Chemie zwischen uns stimmt besser als in einem Labor bei Hoffmann-LaRoche. Wir konnten im Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung, die sie noch mit einer Studentin aus Singapore teilen, auf einem Futon schlafen und trotz minimalen Platzverhältnissen, waren wir einander nie im Weg. Nicole und Daniel sind zwei herzensgute Menschen, die schon viel von der Welt gesehen haben und deshalb wohl so unkompliziert und offen sind. Der Abschied von den beiden stimmte uns traurig, doch wir sind uns sicher, dass wir uns irgendwo auf diesem Planeten wieder treffen werden.
Allen, die uns auf unserem Weg so grosszügig und selbstlos ihre Unterstützung angeboten haben, danken wir herzlich. Dank euch hat für uns trotz des Regens die Sonne gestrahlt.
Mit lieben Grüssen
Kitty und Mich




Endlich in Sydney!
Skyline
Bairnsdale - Orbost Rail Trail
Harbour-Brigde in Sydney
Gippsland
Gewitterfront über Bondi Beach
In den Blue Mountains
 Mit unseren wunderbaren Gastgebern 
Endlich wieder mal Berge
Regierungsgebäude in Canberra
Innenansicht von Michs Hirn
Am Lightfestival in Canberra
Landhaus in Gippsland