Hallo

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Radelnd die Welt erkunden

30. November 2010

Albany - Esperance

How‘s going, mate

Das Hauptthema für diese Strecke war, wie könnte es auch anders sein, wiederum das kalte, windige Wetter. Es gab kaum einen Abend, an dem wir gemütlich draussen sein konnten. Sobald die Sonne von der Nacht verschluckt wurde, begann das grosse Frösteln und alsbald verschwanden wir in den Daunenkokons. 
Wenigsten war es aber tagsüber von den Temperaturen her ok, so dass wir meist in kurzen Hosen und Leibchen aufs Velo konnten. 
Nach Albany verliessen uns die saftigen, triefenden Landschaftsbilder der Küstenregion und wir tauchten in ödes, trockenes Farmland ein. Stundenlang fuhren wir an Kornfeldern entlang, die lediglich durch Salzseen, die wie Eisschollen im Getreide schwammen, unterbrochen wurden. Die Strassen wurden immer kurvenloser, so dass man stellenweise kilometerweit nach vorne blicken konnte. Es war, als würden wir auf einer Schnur radeln, dessen Ende ins Nirgendwo abfällt. Hier wird einem die unaufhörliche Weite des Landes, diese kontinentale Fläche, so richtig bewusst. Die Siedlungen in dieser Region wurden stets kleiner, dafür die Abstände zwischen ihnen umso grösser. Da kam es schon mal vor, dass wir hundert Kilometer ohne Verpflegungsmöglichkeit gefahren sind. Umso erfreuter waren wir dann, einen „General-Store“ (eine Art „Tante-Emma-Laden“) anzutreffen, wo wir uns wieder mit dem Luxus der Zivilisation eindecken konnten.

endless road


Orientierung ist kein Problem




am Wegesrand

Fast so kalt wie in der Schweiz, fast schon wie im Schnee

Es war wie verhext: Irgendwie schafften wir es immer, gegen den Wind zu fahren! Und der war meist wild wie ein Schwarm grimmiger Bienen. Wir hatten Tage, da hat er uns fast vom Rad geblasen und nur mit viel Kraftaufwand konnten wir die einzelnen Meter hinter uns bringen. 
Vom Verkehr her gibt es nichts zu beklagen. Selbst die Lastwagen überholen uns mit grossem Abstand, manche hupen sogar, um sich anzukündigen. Zudem hat es auf den Strassen da draussen sowieso kaum Verkehr; was natürlich für uns wunderbar ist.
Fürs Schlafen haben wir bis jetzt immer einen Ort angesteuert, der auch einen Camping vorzuweisen hat. Das ist in Australien nicht so schwierig, weil fast in jeder Ortschaft eine Möglichkeit zum Campieren besteht. Vom Standart her sind die Plätze sehr unterschiedlich. Manche bieten herrliche Grasflächen, Küche, blitzblanke Duschen und WC‘s an, andere kommen eher verwahrlost und spartanisch daher. Unser Erfahrung hat ergeben, dass nicht unbedingt der schlechteste Camping auch der billigste ist. 
Das Schönste für uns sind eindeutig die vielen herzlichen Begegnungen mit der Bevölkerung. Die Australier sind offene, neugierige Menschen, die mit viel Interesse auf einem zukommen. Sofort ist man mit ihnen im Gespräch, sofort fühlt man sich mit ihnen wohl. Viele scheinen eine Dauerkarte für Lockerheit und gute Laune zu besitzen. Oft sind wir berührt von ihrer Hilfsbereitschaft und Grosszügigkeit. Sie geben uns das Gefühl, willkommen und umsorgt zu sein. 
Und nun ruhen wir seit zwei Tagen in Esperance. Es scheint, dieser Ort ist ein Teil aus einem dreidimensionalen Ferienkatalog. Alles ist so frisch, so unbefleckt, so glänzend, so unwirklich. Selbst das Wetter wurde hier wohl neu formatiert und auf Sommer getrimmt. Weisser Strand, türkisfarbenes Meer und - wir können es kaum glauben - blauer Himmel. Ein Himmel ohne Wolken, ohne Geschmiere, ohne eine Spur von Weiss. Wir wähnen uns im Paradies! Nur der Wind zerzaust uns auch hier die Frisur...
Uns gefällt es hier so gut, dass wir noch ein Weilchen bleiben.


Esperance Beach







Am 2. Dezember werden wir wieder aufbrechen. Wir fahren 400km in den Norden nach Kalgoorlie, eine Minenstadt. Und eine Stadt mit Bahnanschluss. Dort werden wir am 9. Dezember auf den Zug hüpfen und in den Osten des Landes tuckern. Wir haben beschlossen, die weite Nullarbor-Plain, die leere Leere zwischen „Western Australia“ und „South Australia“ nicht mit dem Fahrrad zurück zu legen. 
Mitte Dezember wollen wir dann in Adelaide eintreffen. Gerade rechtzeitig, um mit Michs Bruder, der dort lebt, Weihnachten zu feiern. 
Seid herzlichst gegrüsst, gedrückt und getätschelt. 
Kitty & Mich

28. November 2010

Von Perth nach Albany

Albany, 19. November 2010
G‘day!
Momentan fegt uns ganz schön der Wind um die Ohren. Wir sitzen in Albany auf dem Camping und lassen die stöhnende Kraft an uns vorbeisausen. Herrlich ist es, wie die Bäume rauschen und die wattigen Wolken durch den blauen Himmel ziehen. Herrlich ist es, dass wir bei diesem Spektakel für einmal nicht auf dem Velo sitzen!
Dem war aber nicht immer so. Seit Beginn weg ist der „South-Easterly“, ein bissiger Wind aus Südosten, nämlich unser Gefährte und unser Leid. Kein Tag verging ohne seine Gesellschaft. Kein Tag, an dem er nicht in an uns rubbelte, zerrte und drückte, als wären wir die Innereien eines Haartrockners.
Dass er wuchtig daherkommt ist nur eine Seite der Medaille. Damit muss man rechnen, wenn man nach Australien kommt. Weit unangenehmer ist die kühle, um nicht zu sagen kalte Temperatur, die er mit sich bringt. Nix mit kurze Hosen tragen und bis in die dunkle Nacht vor dem Zelt sitzen. Bis jetzt haben wir uns nach dem Abendessen ganz hurtig in die warmen Schlafsäcke verkrochen und abgewartet, dass die Sonne am Morgen ihre ersten warmen Strahlen zu uns prasselt. Erst dann wurde es wieder so warm, dass man sich draussen aufhalten konnte.
Doch der Wind hat auch seine Vorteile. Solange er bläst, hält er die Millionen von australischen Buschfliegen in Schach. Sie kommen nicht gegen ihn an und verdrücken sich irgendwo in den Ritzen. Gut so, denn sobald es nur irgendwie geht, sind einem die Dinger am Attackieren, aufdringlich und lästig wie eine Horde Mitarbeiter eines Call-Centers. Dabei kennen sie keine Scheu, kraxeln einem in Nase, Ohren, Mund und Augen bis man vor Kribbeln fast verzweifelt. Ganz perfid ist es, wenn man mit dem Velo einen Hügel erklimmt. Da umschwirren sie einem wie einen vergammelten Kuhfladen; so als wüssten sie ganz genau, dass man keine freie Hand hat, um sie zu verscheuchen, so als würden sie absichtlich mit einem Katz und Maus spielen. Echt lästig!
Und damit wären aber auch schon die etwas weniger schönen Seiten der letzten drei Wochen umschrieben. Trotz der gelegentlichen Müh sind wir wohlauf und wahrlich am Laben! Es ist einfach toll hier zu sein. In dieser Gegend Rad zu fahren ist wie ein Sechser im Fahrrad-Lotto. Wir kurbeln von einem Highlight zum anderen, sind erquickt über die wundervolle Natur und den überaus lockeren und freundlichen Menschen, die wir täglich treffen. Die Strecke bis hierher war sehr abwechslungsreich und ein Genuss für alle Sinne. 
Bis hierher hat uns auch Kathrin, eine Freundin aus der Schweiz, begleitet. Sie mietete in Perth ein Auto und ist uns jeweils ans Etappenziel gefolgt. So konnten wir dann den Abend und die velofreien Tage zusammen verbringen. Kathrin ist eine Frohnatur und die personifizierte Liebenswürdigkeit. Und sie ist eine umwerfende Köchin! Die weibliche Jamie Oliver. In unserem Ranking „The Top of The Top“. Was wir mit ihr in den letzten zwei Wochen mit dem Campingkocher auf den Teller gezaubert haben, war ein Gaumen- und Zungentanz.
Bald ziehen wir weiter Richtung Osten. Dort werden wir ins eher ländliche Australien vordringen, in eine Gegend endloser Getreidefelder. Unser nächstes grösseres Ziel wird dann Esperance sein. 
Bis bald. Liebe Grüsse. Kitty & Mich

Man glaubt es kaum, aber diese Bild ist in Australien aufgenommen

On the beach

Denmark Beach


Anabolika-Bäume


Traumstrecke


1000 Kilometer Bild