Hallo

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Radelnd die Welt erkunden

22. Dezember 2010

Esperance - Kalgoorlie - Port Augusta (per Zug) - Adelaide


Hello everybody


Am 19. Dezember, gerade richtig, um mit meinem Bruder seinen 44. Geburtstag zu feiern, sind wir in Adelaide eingetroffen. Steve und seine Partnerin Rachael haben uns herzlich empfangen und dafür gesorgt, daß wir uns in ihrem Haus sofort wohl fühlen. Und damit hat sich auf einen Schlag unser Reisealltag verändert, als hätte jemand den Sender umgestellt oder als wären wir plötzlich auf eine andere Bühne gestellt worden. Vom einfachen Campingleben wurden wir per Knopfdruck in ein Luxusdasein mit Bett und Bad katapultiert. Wir genießen es grad sehr, daß wir nun einige Tage nicht unser Hab und Gut ein- oder auspacken müssen und daß wir die Annehmlichkeiten einer Großstadt vor der Haustüre haben. Zudem sind die wundervollen Strände dieser Region nur eine Handvoll Kilometer entfernt und sehr gut über Radwege zu erreichen. 






Im Stadtzentrum angekommen
Sunset in Brighton Beach, Adelaide



Mit dem Wetter hatten wir es in den letzten drei Wochen gut. Esperance verließen wir zwar bei kalten, regnerischen Verhältnissen, doch nach zwei Tagen verschwanden dann die dicken Wolken, als wären sie mit blauer Farbe übermalt worden. Es wurde richtig gemütlich warm und unsere Sonnencrème schwand in der Flasche dahin, als hätten wir sie zum Trinken benutzt.

Nach 4 Etappen fuhren wir in Kalgoorlie ein. Diese Stadt befindet sich eigentlich im Nichts, doch seit über hundert Jahren fördert man hier riesige Mengen von Gold zu Tage, so daß der Ort großen Wohlstand erlangte und Menschen angezogen hat wie verschwitzte Radler australische Buschfliegen. Am Stadtrand klafft ein über 400 Meter tiefes Loch, wo Lastwagen und Bagger, gross wie Einfamilienhäuser, darin herumwühlen, als wären sie Termiten beim Bau einer neuen Behausung.

Für uns war diese Stadt aus zwei Gründen ein Segen: erstens konnte Kitty hier endlich einen Zahnarzt aufsuchen, nachdem sie seit ein paar Tagen von Schmerzen geplagt wurde. Ihr ist unterwegs eine Füllung gebrochen und dadurch wurde ein Loch frei, so als hätte einer dieser Minenbagger in ihrem Mund nach Gold gegraben. Und zweitens befindet sich Kalgoorlie an der Linie des „Indian Pacific“, der legendären Zugstrecke von Perth im Westen des Landes nach Sydney an der Ostküste. Von hier aus konnten wir die 1‘700 Kilometer durch die Nullarbor-Wüste ganz bequem auf Liegesitzen zurücklegen. Wir fühlten uns im Orient Express und warteten nur darauf, daß jeden Augenblick ein Säbel rasselnder Ottomane durchs Abteil stapfen könnte. Nach 24 Stunden Zugfahrt durch die unbeschreiblich schöne Weite des Landes sind wir in Port Augusta wieder auf unsere Räder gestiegen, um von dort aus Adelaide anzusteuern, das ein paar hundert Kilometer weiter südlich an der Küste hängt. 

Zwischenstopp in der Nullarbor

Unsere Route führte uns vorwiegend auf wenig befahrenen Strassen durch das Hinterland von South Australia. Wir erlebten ein paar ganz tolle Radlertage, erfreuten uns an der wunderschönen, abwechslungsreichen Landschaft, in der viele Weizenfelder wie Teppiche über die sanften Hügel ausgelegt wurden und den kleinen, lieblichen Orten, die wir durchquerten oder in denen wir die Nacht verbrachten. In dieser Gegend liegen die Dörfer wieder etwas näher zusammen und so konnten wir doch immer mal einen Kaffeestopp einlegen oder unsere Wasserflaschen mit frischem Getränk auffüllen.

Als erstes fiel uns auf, dass es in diesem Teil des Landes deutlich weniger Fliegen hat als im Westen. He, es wurde richtig angenehm ohne diese penetranten Krabbler! Endlich konnten wir ungestört das Draussensein genießen. Endlich mal ein Sandwich ohne Handwedeln verspeisen. Das dachten wir zumindest. Aber leider wurde wir schon am nächsten Tag eines Besseren belehrt. Anscheinend müssen wir immer wieder Neues kennen lernen, noch listigere Scherze über uns ergehen lassen, stets höhere Stufen zum Radlernirvana erklimmen, um unseren Weg  durch Australien zurücklegen zu können. Wahrscheinlich werden wir mal ganz geläutert am Ziel ankommen. Jedenfalls war es so, daß genau zu dem Zeitpunkt, an dem wir durch die lieblichen Hügel rund um „Burra“ geradelt sind, die Gegend von Heuschrecken heimgesucht wurde. Ich spreche hier nicht von einzelnen Grashüpfern, die mal kurz auf ein Hallo vorbeihupsen, sondern von tausenden Zeigefinger grossen Dingern, die Fliegen können wie Superman. Es war, als wären wir Unterwasser durch einen Fischschwarm geradelt. Wir wurden regelrecht eingedeckt, überschwemmt und bespickt mit Heuschrecken, doch eigentlich, und das soll erwähnt sein, haben uns die Tiere nichts gemacht. Es war lediglich ein unangenehmes Gefühl, da durch zu fahren. Weit grössere Probleme hatten die Autos, die mit großer Geschwindigkeit durch die Schwärme gerast sind. Die Grashüpfer verklebten jede Ritze am Fahrzeug, wurden durch die Kühlgitter gedrückt und verstopften die Motoren. Und sie hinterliessen eine klebrige Schicht auf dem Lack. So hatten wir jeweils am Abend auf dem Camping eine wunderbare Unterhaltung, wenn die Autobesitzer an ihren heißgeliebten Vehikeln rumgebastelt und geputzt haben. Viele montierten ein Netz über die Front und so begegneten wir für einige Tage nur Autos mit Gesichtsmasken, die aussahen wie blecherne Ärzte auf rollenden Beinen.


um Peterborough


um Peterborough
Fliegen- und Heuschreckenschutz
Watch for us!!!
Steve's lovely dog Bear - Mich's lovely wife Kitty
um Burra

Nicht weit von Adelaide entfernt befindet sich das „Barossa-Valley“, eine berühmte Weinregion. Wir waren fasziniert von den grünen Hügeln voll bedeckt mit Weinreben, die uns ganz stark an die Toskana erinnerten. Welch schöner Anblick! Welch Genuss, da durch zu radeln! Und da war auch klar, dass wir uns nach einer langen Zeit ohne Wein auch wieder mal ein Glas zum Abendessen gegönnt haben.

Leider schlug dann wieder einmal das Wetter um. Es wurde kalt und windig - wir mussten auf dem Weg in die Großstadt sogar mit warmen Kleidern radeln - und wir waren wirklich froh, dass wir in Adelaide Schutz vor dieser Kaltfront fanden.

Und nun ist Weihnachten. Wir sitzen bei 30 Grad im Garten und verspüren absolut keine Feststimmung. Die Bilder vom weissen Verkehrschaos in Europa, die wir auf dem Internet und im TV zu sehen bekommen, wirken auf uns sehr surreal. Es ist, als hätten wir den Planeten gewechselt und unser neuer Kosmos kennt Weihnachten nicht. Klar, auch hier werden Lichterketten aufgehängt und einige schmücken ihr Haupt mit Nikolaus-Mützen, aber die stimmungsvolle Zeit, die wir von Europa kennen, erleben wir hier einfach nicht. Obwohl wir das warme Wetter und den Strand geniessen fehlen uns doch auch diese gemütlichen Momente mit Kerzenlicht und dampfenden Speisen, in denen wir mit der Familie und mit Freunden zusammen sein können.

Euch daheim wünschen wir viele glückliche, besinnliche, friedvolle und harmonische Momente rund um die Weihnachtszeit. Merry Christmas to all of you!

Mich & Kitty



3 Kommentare:

  1. Warte gespannt auf die Vollversion!!!!
    Vor allem der Campingteil.......

    Liebe Grüsse Guido

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  2. Ja lieber Mich du scheinst ja sehr genau zu wissen wie es den Wundernasen so geht. Ist aber auch fies uns so den Speck oh entschuldigung das feine bio Rüebli frisch vom Feld durch den Mund zu ziehen. Wir sind auf jeden Fall auch gespannt, vorallem auf die Homestory über euer neues Luxusleben....
    Liebe Grues Gian-Andri, Melanie & Lucas

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  3. Hallo Mich & Kitty
    Herzlichen Dank für den schönen Bericht. Mich du weisst ja, dass ci deine Reisen immer gespannt mitverfolgt habe. Ich wünsche Euch ganz schöne Tage in Adelaide und natürlich viele , viele spannende und abwechslungsreiche Reisetage on Mother Earth.
    LG Guido

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