Hallo

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Radelnd die Welt erkunden

5. März 2012

Februar - Ein Rückblick / Laos - ein Einblick

Sabaidii

Schon wieder ist ein Monat vergangen, seit ich meinen letzten Blogeintrag verfasst habe. Höchste Zeit also, euch auf den neusten Stand zu bringen!

Der Februar war ein spezieller Reisemonat. Hauptsächlich darum, weil wir Besuch von Kathrin hatten und dadurch die Fortbewegung eine neue Form annahm; aber auch darum, weil Kitty in die Endphase der Reise einbog. Sie deponierte ihr Fahrrad am Flughafen in Bangkok, kaufte sich einen passablen Rucksack und zog von da an zusammen mit Kathrin per Zug, Bus und Tuk Tuk durch den Norden von Thailand. Ich folgte den beiden per Velo und gemeinsam verbrachten wir dann jeweils einige Tage am gleichen Ort. Bevor die beiden Frauen ihren Flug zurück in die Schweiz antraten, nisteten wir uns drei Tage auf einer Insel im Golf von Thailand ein und hängten unsere Seelen in den Liegestuhl.

Dann kam der Abschied!

Obwohl es längere Zeit ein ständiges Thema war, hat mich das plötzliche Alleinsein dann doch übergossen wie Eisregen. Diesbezüglich befinde ich mich immer noch in der Gewöhnungsphase. Mal erlebe ich Momente des Genusses und mal Zeiten, in denen mich die Einsamkeit wie ein Stromstoß malträtiert.

Für mich ist jedoch klar, dass ich noch bis zum Frühling in Asien bleiben will. Ich habe keine Lust auf Nässe und Kälte. Lieber bevorzuge ich das Alleinsein, als mich dem harschen heimatlichen Klima auszusetzen. Radfahren in kurzen Hosen und im Trockenen sagt mir eindeutig mehr zu.

Nun galt es für mich eine geeignete Route zu finden. Damit will ich sagen, eine Strecke festzulegen, die wenig Verkehr hat, die abwechslungsreich und auch spannend ist. Lange spielte ich mit dem Gedanken, weitere Inseln auf den Philippinen zu bereisen, denn dort gäbe es für mich noch viel zu entdecken. Doch ich hatte absolut keine Lust mehr, erneut zu fliegen.

Nach diversen Ideen und Varianten entschied ich mich, bereits begangene Pfade frisch zu erkunden, nochmals das nördliche Laos zu durchqueren und bis nach Kunming, eine größere Stadt im Süden von China, zu fahren. Diese Strecke habe ich vor sieben Jahren schon einmal zurückgelegt (respektive zweimal, nämlich hin und zurück) und ich war damals begeistert, jedoch auch gefordert. Diese Gegend ist besonders bergig, da gibt es kaum ein Flachstück, da bekomme ich endlich wieder einmal die Möglichkeit, richtig lange bergauf zu fahren (und auch wieder runter). Und China wird in vieler Hinsicht eine Herausforderung sein. Nur schon der Sprache wegen.

Gestern bin ich in „Luang Prabang“, eine berühmte Ortschaft in Laos, angekommen. Der alte Teil der Stadt liegt zwischen zwei Flüssen (dem Mekong und dem Nam Khan), hat einen kolonialen Charme und ist übersät mit Tempeln. Es ist ein schmucker Fleck und wurde vor einigen Jahren ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Viele Besucher verschlägt es hierher und dementsprechend bietet der Ort eine hervorragende Infrastruktur. Gästehäuser und Restaurants hat es wohl soviel wie Reiskörner in China. Hier ruhe ich ein paar Tage, bevor ich mich dann weiter Richtung Norden aufmache. Die Grenze zu China werde ich in drei bis vier Tagen erreichen, das hängt ganz von der Beschaffenheit der Straße ab.

Einige Anmerkungen zu meinem Eindruck über Laos.

Die Fahrt von Vientiane nach Luang Prabang war eine große Enttäuschung für mich. Fortschritt und Zerfall machen eben auch hier keine Pause. Auf mich wirkt das Land nicht mehr so lieblich wie vor sieben Jahren. 


In Vientiane, der charmanten Hauptstadt des Landes, hatte ich den Eindruck, die Menschen sind oftmals "abgelöscht" und ihr Denken dreht sich vorwiegend ums Geld. Lachende Gesichter sieht man wenig. Die Stadt ist schmutzig und bedeckt mit einer zähen Staubschicht, die dem einst so niedlichen Ort den Glanz nimmt. Ich wäre wohl auch mürrisch, müsste ich täglich in diesem Zustand leben. 


Charakteristisch für Laos waren für mich die Bergdörfer, die meist eine Ansammlung von Bambushütten entlang der Straße ausmachten. Diese Hütten werden vermehrt durch Steinhäuser ersetzt. Dagegen gibt es absolut nichts zu beanstanden, im Gegenteil! Doch dadurch verliert das Ortsbild eben auch an Authentizität. Genauso erlebe ich es mit den Haustieren auf und entlang der Straße, früher Synonym für die ländliche Gegend. Schweine, Hühner mit ihren Küken und Gänse waren haufenweise und überall zu sehen, eine liebliche Invasion, ein harmonisches Bild vom Zusammenleben zwischen Mensch und Tier. Davon ist nicht mehr viel zu erkennen. Ich kann die Anzahl Schweine, die ich bis jetzt gesehen habe, beinahe an zwei Händen abzählen. Das ist sehr schade!


Beim Radeln durch die Dörfer springen kleine Kinder nach wie vor auf, rennen in meine Richtung, winken und rufen mir einen Gruss zu oder versuchen von mir einen Handklatsch zu erhaschen. Das war schon immer sehr einzigartig und wunderschön, das war etwas, das Laos für Radfahrer so besonders machte. Doch auch diesbezüglich hat sich irgendetwas verändert. Euphorie und Begeisterung nehme ich bei den Kindern nicht mehr in gleicher Weise wahr, wahrscheinlich sind hier mittlerweile einfach zu viele mit dem  Velo unterwegs und es ist keine Besonderheit mehr, wenn ein Radfahrer auftaucht. Erwachsene grüßen sowieso kaum, auch wenn ich an sie ein "Sabaidii", den hiesigen Gruß, gackse. Ich fühle mich in Laos bis jetzt nicht wirklich willkommen, eher geduldet. Diesen Eindruck hatte ich beim letzten Besuch nicht. Ich kann aber behaupten, dass ich die Laoten sehr ehrlich erlebe. Es ist mir schon ein paar Mal passiert, dass ich beim Bezahlen zu viel Geld überreicht habe und stets hat man mir den Überschuss wieder zurückgegeben.

Wie habe ich damals die Fahrt durch die dichte Vegetation mit ihrer Vielfalt an Geräuschen geliebt. Vom Dschungel sind nun große Teile verschwunden. Es wird abgeholzt und zurück bleiben leere, trostlose Hänge, die stellenweise sogar noch brennen. Meine Erinnerung von einer üppigen, sattgrünen Vegetation wurde verdrängt von Bildern einer kargen und öden Landschaft.

In einem sehr üblen Zustand befindet sich die Hauptachse zwischen „Vientiane“ und „Vang Vieng“. Diese Strecke war einmal wunderschön zu befahren, nun ist vielerorts der Belag aufgerissen und lediglich mit Sand und Steinen belegt. Alle paar hundert Meter fehlt ein Stück Asphalt, man ist zum Abbremsen gezwungen, um über Geröll und Kies zu holpern. Vorbeifahrende Fahrzeuge, und davon gibt es mittlerweile eben auch sehr viele, vor allem Lastwagen und Kleinbusse, wirbeln Staub auf wie in einer Kornkammer und pudern alles in eine rostfarbene Schicht. Laos ist für mich zum Staubland verkommen, Schmutz, Dreck und Müll sind omnipräsent. Ich war jedenfalls froh, dass ich aus einer mir unerklärlichen Eingebung heraus, in Vientiane eine Gesichtsmaske gekauft habe. Die kam voll zum Einsatz. Aber von Genuss kann da keine Rede sein, wenn man beinahe 80 Kilometer mit Atemmaske radeln muss.

Soweit das Neuste von mir. Ich grüße euch alle ganz warm und lieb.

P.S. Der folgende Text ist für Radfahrer gedacht, die in nächster Zeit Laos bereisen möchten. Ich hoffe, dass ihr via "Google" diese Infos findet. Eine etwas ausführlichere Routenbeschreibung habe ich im nächsten Blog-Eintrag auf Englisch verfasst.

Vientiane – Nam Ngum – Thalat – Phon Hong (Route Nr.10): Sehr empfehlenswert. Die Straße ist in gutem Zustand. 25km nach Vientiane wird es ländlich und ruhig. Übernachtung bei der Abzweigung zum See (Richtung Thalat), am See selber und in Thalat möglich.

Phon Hong – Vang Vieng (Route Nr. 13). Eine Katastrophe zu fahren!! Besser für die Strecke den Bus nehmen!

Ab Vang Vieng bis Luang Prabang gute Straßenverhältnisse (Schlaglöcher gehören einfach dazu). Schöne Hütten zum Übernachten und ein Restaurant circa 13km nach Kasi bei einer heißen Quelle (Richtung LPB). Zwei neuere Gästehäuser mit Restaurant 3km vor Phou Khoun (von Süden kommend), man muss also nicht mehr im alten Guesthouse im Ort nächtigen. Habe Vang Vieng – Phou Khoun in einem Tag gefahren 100km/1750 HM), kann also nichts über die Qualität der Gästehäuser bei den Quellen sagen. In Kiu Ka Cham sind nach wie vor die beiden schäbigen Gästehäuser die einzige Möglichkeit, die Nacht zu verbringen. Wer gute Beine hat fährt besser weiter bis 25km vor LPB oder gleich bis LPB (ab Kiu Ka Cham 100 HM rauf, dann 1000 HM runter, dann 700 HM wieder rauf und wieder 800 HM runter). Ich habe Phou Khoun – LPB in einer Etappe gefahren (132km/2100 HM) – sehr schöne Tour! In entgegensetztet Richtung ist dieser Abschnitt natürlich noch schwerer! Kiu Ka Cham - Kasi kann gut in einem Tag gefahren werden (ab Phon Khoun geht es fast nur noch 1000 HM runter). Ausserhalb Kasi habe ich auch neuere Gästehäuser gesehen - check it out!

Luang Prabang hat immer noch viel Charme und viele schöne Gästehäuser! Ein guter Platz, um die Muskeln und Bänder ein paar Tage an den Haken zu hängen und die leeren Speicher zu füllen.

Mit radelnden Grüßen

Mich


Und wiederum ein paar Bilder vom letzten Monat.





Tankstelle


Sukothai



"Meine" beiden Frauen


Immer wieder schön - am Mekong



18 h Busfahrt in den Süden


Ein schöner Abschluss

Radweg entlang des Mekongs



Recycling: Topf aus altem Reifen


Fahrrad-Mechaniker (Thailand)

Vientiane (Laos)

Strasse nach Vang Vieng

No fun!

No fun!

Leidensgenossen

Schönes Panorama (Laos)

Wasser holen (Laos)

No fun!

Bergdorf in Laos

Ausbeutung

1 Kommentar:

  1. hi mich. da hat sich was verändert. ich meg mich noch gut an deine begeisterung erinnern als du in laos warst vo ein paar jahren, wie du geschwärmt hast von den guten strassen. wie sehr die welt, die erde sich ändert wiederspiegeln deine berichte. sie regen zum denken an. brigen für mich wieder die frage auf: was soll das alles? was treibt uns menschen dazu unseren planeten in so einen zustand zu bringen? und was ist mein persönlicher beitrag dazu?
    damit bedanke ich mich serh für deinen neusten eintrag. deine leidenschaft für die erde für das was du tust dringt durch, vielleicht weil du alleine unterwegs bist. jedenfalls wünsche ich dir gute beine durch die berge chinas und freue mich auch weitere berichte! liebe grüsse guido

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